Für die 18. Ausgabe ihrer traditionsreichen Biennale „Tage der Alten Musik in Bamberg“ hat sich die Musica Canterey Bamberg – de facto der Verein für Alte Musik in der Domstadt – ein Thema ausgedacht, das die kulturelle Nachbarschaft mit Böhmen ins Visier nimmt. Es wird an einem kompakten Wochenende im Juni stattfinden und zwei Zeitabschnitte ins Zentrum rücken, die als herausragende historische Beispiele für den kulturellen Austausch in Europas Musikwelt gelten.
Der erste Schwerpunkt liegt auf dem Ausgang des 16. Jahrhunderts, als am Hofe Kaiser Rudolfs II., der von Wien nach Prag verlegt worden war, ein singulärer kultureller Schmelztiegel entstand, der insbesondere auch die Musik einschloss. Die Musik von berühmten Komponisten wie Claudio Monteverdi oder Orlando di Lasso war zu dieser Zeit bereits quasi „globalisiert“ und wurde daher an vielen Fürstenhöfen gespielt, so auch in Prag, wo ein der Wissenschaft und der Kunst gewogener Kaiser residierte. Konzert Nr. 1 unter dem Titel „Musik in Prag zur Zeit Rudolfs II.“ findet am 14. Juni um 20:00 Uhr als 15. Bamberger Musiksalon in der Johanniskapelle statt.
Ein weiterer Fokus richtet sich auf die Zeit J. S. Bachs, also den Hoch- und Spätbarock, in der auf der böhmischen Seite als herausragender Komponist Jan Dismas Zelenka auftritt, der dann allerdings später in Dresden wirkte. Von ihm werden am 15. Juni um 20:00 Uhr in der Stephanskirche geistliche Werke und konzertante Orchestermusik zu hören sein. Dem Konzert geht um 19:00 Uhr eine Einführung in der Johanneskapelle voraus.
Das dritte Konzert der „Tage Alter Musik“ in der Johanniskapelle richtet am 16. Juni (Beginn: 17:00 Uhr, Einführung abermals eine Stunde vorher) den Blick auf „Böhmische Virtuosen an europäischen Höfen“. Hier liegt der zeitliche Schwerpunkt auf dem ausgehenden 17. und dem 18. Jahrhundert, für das Namen wie Heinrich Ignaz Franz Biber, Franz Benda, Václav Pichl oder Georg Benda stehen. Nicht zu vergessen Johann Stamitz, der Begründer der „Mannheimer Schule“.
Martin Köhl stellte Norbert Köhler, dem künstlerischen Leiter der Musica Canterey, drei Fragen zum Programm der diesjährigen „Tage Alter Musik in Bamberg“.
In der Musik des 17. / 18. Jahrhunderts im deutsch-österreichischen Raum waren die Hauptströmungen von Impulsen aus Italien geprägt. Gleiches gilt auch für das Schaffen der böhmischen Musiker, wenn sie in Berlin, Salzburg oder Wien tätig waren. Auch an den fürstbischöflichen Höfen in Bamberg und Würzburg sind die italienischen Einflüsse durch den Umweg über das kaiserliche Wien nachzuweisen. Dadurch ergab sich zwangsläufig eine gewisse böhmisch-fränkische Stilverwandtschaft.
Freilich ist der Thomaskantor unvergleichlich! Doch die ausgeprägte Neigung Zelenkas zu komplexen polyphonen Strukturen und ungewöhnlichen harmonischen Wendungen lassen unwillkürlich an Johann Sebastian Bach denken. In Zelenkas Chorwerken beeindrucken vor allem die virtuosen Schlussfugen, in denen oft schon das Thema selbst durch chromatische Passagen ausgesprochen raffiniert gestaltet ist.
Diese Behauptung ist auf jeden Fall zu unterstreichen. Wenn die Musik auch leider nicht für Frieden in Europa sorgen konnte, so war das Bestreben vieler gebildeter Herrscher nach Förderung der Künste und nach Musikpflege der wohl wichtigste Beitrag zum friedlichen kulturellen Austausch. Natürlich wollten die Fürsten damit aber auch ihren Reichtum und ihre Bildung zur Schau stellen, verpflichteten möglichst hervorragende Kräfte an ihren Hof und ermöglichten die Drucklegung von Werksammlungen, die wiederum ihnen gewidmet wurden.