In Coburg lässt man sich weder durch Pandemien noch durch die bevorstehenden Sanierungsprojekte für das Theater am Schlossplatz vom Zukunftsoptimismus abbringen. Der neue Generalmusikdirektor Daniel Carter startete jetzt in die Opernsaison mit zwei selten gespielten Werken Maurice Ravels, für die man das Publikum erst einmal gewinnen muss. Es mag sein, dass man mit einer Zauberflöte eher Publikum herbeilocken kann als mit „L’enfant et les sortilèges“ oder mit der „Heure espagnole“. Aber die beiden Musikkomödien haben es in sich, musikalisch wie inhaltlich, und ihr Witz sorgt für einen garantiert unterhaltsamen Abend.
Bei der „Spanischen Stunde“ geht es um die logistischen Probleme in der Liebe. Hat Frau zwei oder mehr Liebhaber, ist Organisationstalent gefragt. Allerdings sind die zwei Ersatzleute für den Uhrmacher-Ehemann auch nicht gerade das Gelbe vom Ei, so dass am Ende ein deus ex machina für das Glück der Liebessüchtigen sorgen muss. Der hatte sich zuvor als Möbelpacker muskulär eindrucksvoll in Szene gesetzt, es galt nämlich, die Verstecke der Liebhaber – Standuhren! – inklusive Inhalt hin- und herzutragen. Emily Lorini als die Ehefrau Concepción hält das perfekt durchchoreographierte Wechselspiel charmant auf Trab und besticht im Übrigen durch eine sängerische Glanzleistung. Die wird nicht zuletzt gestützt durch das Philharmonische Orchester des Landestheaters, das zwar in etwas reduzierter Besetzung spielen muss, sich aber von dem souveränen und inspirierenden Dirigat Daniel Carters sehr beflügeln lässt. Dass die augenzwinkernden Ideen Ravels wie das Katzenduett oder die häufigen Einlagen des Kontrafagotts mit hörbarem Humor umgesetzt werden, versteht sich von selbst.
Auch in dem anderen Einakter, „L’enfant et les sortilèges“, geht es turbulent zu, und das liegt an Folgen des ungezogenen Benehmens eines zornigen Kindes. Da es nach einem Streit mit seiner Mutter nicht nur das Mobiliar zerschlägt, sondern auch die Gartentiere molestiert, wendet sich die Natur plötzlich gegen die Verursacherin. Aber natürlich gibt es ein Happy End, denn das Kind entwickelt Mitgefühl mit einer verletzten Eule – und menschliche Regungen gewinnen wieder die Oberhand. Auch hier darf man sich in der Besetzung mit Margo Arsane (als Kind) über eine treffliche Besetzung der Hauptrolle freuen.
Ein verfremdetes Spiegelbild des Zuschauerraumes ist die Grundausstattung beider Inszenierungen von Tibor Torell, für deren Bühne und Kostümierungen Nicola Reichert verantwortlich zeichnet. Dem aufgrund der vielen Nebenfiguren in „L’enfant et les sortilèges“ fast vollständig versammelten Bühnenpersonal des Landestheaters kann man nur das beste Zeugnis ausstellen. Diese Truppe ist in Form! Sehr intensiver Beifall für diese originelle Ersttat, die großen Zuspruch verdient.