Ganz ehrlich? Eigentlich sind wir ja der Meinung, dass 120 Jahre gar kein Jubiläum sind. Mit dem Begriff Jubiläum verbinden wir erst einmal große, runde Zahlen wie 50, 100 oder 500 oder gar 1000, aber doch nicht 120. Nun schreiben wir hier an dieser Stelle aber doch über ein 120-jähriges Jubiläum, nämlich das der Stadterhebung Waldsassens und die Leser fragen sich warum. Nun, das wollen wir gerne erklären. Erstens verliert man bei der Beurteilung ob Jubiläum oder nicht sehr schnell den „Betroffenen vor Ort“, also den jeweiligen Bürger und dessen intensiven Bezug zu seiner Heimatstadt aus dem Blick und zweitens verdient es großen Respekt, wenn eine Stadt zu ihrem Jubiläum ein derart umfangreiches, kulturelles Programm auf die Beine stellt, wie es dies Waldsassen 2016 tut.
Gerade mal zehn Kilometer von der Grenze zu Tschechien entfernt, darf die knapp 7.000 Einwohner zählende Stadt als kulturelles Zentrum des Oberpfälzer Stiftlandes bezeichnet werden. Lange Zeit war die Stadtsilhouette Waldsassens durch ein einziges Gebäude geprägt, das Kloster. Erst im 17. Jahrhundert entstanden erste Häuserzeilen, die nicht der Klosteranlage zugerechnet werden konnten. Im Jahr 1896 verlieh Prinzregent Luitpold von Bayern schließlich dem Markt Waldsassen die Stadtrechte. Schon früh erkannten die Waldsassener in einer strukturschwachen Umgebung die Bedeutung von Kultur und Tourismus als wesentliche Alleinstellungsmerkmale und Erwerbszweige. In der Stiftsbasilika mit Deutschlands größter Kirchen- und Klostergruft und dem umfangreichsten barocken Reliquienschatz nördlich der Alpen finden regelmäßig Konzerte mit den nahmhaftesten Orchestern und Dirigenten statt, darüber hinaus sind die Internationale Orgelakademie und die Internationale Singwoche sicher vielen ein Begriff.
Und auf dieser „Basis“ haben die Verantwortlichen für das 120-jährige Jubiläum noch einmal tief in der kulturellen Schatzkiste gegraben und dabei das ein oder andere Kleinod gefunden. Neben einer ganzen Basilika-Konzertreihe, die am 20. März mit einem Passionskonzert begonnen hat und noch bis Oktober 2016 läuft und vielen größeren (Open-Air-Konzerte, Kabarett) und kleineren (Lesungen, Vorträge etc.) Veranstaltungen, halten wir die Begleitausstellung zum 700. Geburtstag Karls des IV. für besonders erwähnenswert. Die Verantwortlichen wollen zum Stadtjubiläum „Waldsassen auf eine neue Art zeigen“ und haben dafür ein gelungenes Programm zusammengestellt.
Weitere Informationen findet man im Netz unter www.waldsassen.de/freizeitkultur
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Klosteranlage, Foto © Michael Ascherl