Szene

Jan Delay freut sich auf die Kulturfabrik in Cortendorf

Ein Genre-Wandler hat Spaß an Open Airs

veröffentlicht am 08.06.2024 | Lesezeit: ca. 6 Min. | von Andreas Bär

Jan Delay

Jan Delay, Foto © Thomas Leidig

Die Spannung steigt vor dem HUK Open Air und seinem Debüt in der schmucken Kulturfabrik in Cortendorf. Eines der absoluten Highlights steht am 15. Juni auf der Agenda: Jan Delay kommt nach Oberfranken. Seit mehr als 25 Jahren ist der Hamburger eines der Aushängeschilder des deutschen Hip Hop. Auch wenn das eigentlich zu kurz gegriffen ist: Er wandelt elegant über Genre-Grenzen hinweg, versteht es, Leute auf höchstem Niveau zu unterhalten und überrascht dabei immer wieder. Der 47-Jährige hat kürzlich sein erstes Best-of-Album veröffentlicht. „Forever Jan“ hat er es getauft. Er, einer der erfolgreichsten deutschen Künstler der Neuzeit, ist aber keineswegs altersmüde. Jan Eissfeldt, wie er bürgerlich heißt, gründete in den 90er-Jahren mit zwei Kumpels die Hip-Hop-Kombo Beginner, die bis heute aktiv ist. Als Solokünstler hat er 2001 sein Debüt veröffentlicht. Auf den fünf Studioalben, die bis heute erschienen sind, hat er von Hip-Hop und Reggae bis hin zu Soul, Funk und Rock schon fast jedes Genre ausprobiert. Und wird nicht müde, weiter zu experimentieren.

Hallo Jan! 25 Jahre Jan Delay. Ein erstes Best-of-Album. Wird Jan Delay denn schon altersmüde? Oder hatten Sie einfach Bock auf ein Release mit zwei neuen Songs dazu?

Nein! Es war einfach so, dass Universal schon immer gefragt hat, wann wir endlich mal ein Best-of-Album machen können. Ich habe die Plattenfirma immer wieder vertröstet. Jetzt hat einfach alles gepasst. Also die Zahl 25 Jahre, quasi ein Vierteljahrhundert. Ich habe nicht die Zeit gehabt, um ein neues Album zu machen - aber die Zeit, ein Best-of-Album und die Tour zu machen, die war da. Und ich hatte Bock drauf. Deshalb sind wir es jetzt angegangen.

Ein bemerkenswerter Satz ist mir in einem uralten Interview von Ihnen auf laut.de untergekommen. Wer als Hip Hopper nur Hip Hop macht, mag und hört, betreibt Inzest - so die Aussage damals. Als jemand, der in etwa genau Ihr Alter und Ihren Musikgeschmack hatte, hätte ich Sie damals dafür vermutlich gesteinigt. Heute muss ich neidlos anerkennen, dass es wohl seltener eine treffendere Aussage gab. Ich vermute, Sie würden die wieder so treffen. Oder?

Ja, der Satz ist sehr schön, sehr wahr und sehr weise. Der ist aber nicht von mir, sondern von dem großartigen DJ Mad. Ich habe den einfach mal in einem Interview gesagt, vielleicht sogar in dem laut-Interview. Und ich habe ihn dann in einem Song in einer Strophe verwurstet. Wer Hip Hop macht aber nur Hip Hop hört, betreibt Inzest. Aber die Credits für diesen Satz, die gehören DJ Mad.

Jetzt sind Sie ja einer, der munter zwischen den Genres hin und her wandelt. Vor Überraschungen sind Ihre Fans nicht gefeit. Wie ist Jan Delay denn aktuell aufgelegt?

Ach, Jan Delay ist eigentlich im Moment so, dass er sich zwischen all den Sachen bewegt und dort austobt, die er schon gemacht hat. Irgendwo zwischen all den Sachen, die er mag. Da ist jetzt nichts Neues dazugekommen. Nennen wir es das Bermudadreieck zwischen Funk, Rap, Reggae und ein bisschen Gitarrenmusik. Hauptsache, es groovt und hat Bass. Das ist mir eigentlich das Wichtigste. Ansonsten ist das Genre relativ egal.

Eines müssen wir dahingehend noch klären. Mehr und mehr Künstler probieren sich in Zeiten von unzähligen Covers auch mit klassischer Musik. Wann ist es denn bei Jan Delay soweit, dass er in der Richtung etwas macht?

Oh, ich glaube, das wird so schnell nicht passieren. Genauso wenig wie ein Jazzalbum. Das ist ja eher Instrumentalmusik. Da kann ich gar nicht viel beisteuern, vor allem textlich nicht. Und auch sonst ist das überhaupt nicht mein Ding. Wie gesagt, wenn es keinen Groove gibt und keinen Bass hat, dann ist das nichts für mich. Und ich habe selten klassische Musik gehört mit Bass und Groove.

Party zu machen ist ja jetzt eines Ihrer eigentlichen Anliegen. In der aktuellen Zeit kommt man an politischen Themen aber - vor allem als jemand, der eine Meinung hat - ja nicht drumherum. Was ist denn momentan oder auch generell Ihr Statement, dass sie den Leuten, ob jung oder alt, mit auf den Weg geben wollen?

Boah, das ist schwierig. Das kann man nicht so einfach runterbrechen. Aber wenn ich ein Statement sagen müsste, dann vor allem jetzt gerade in diesen Tagen: Geht wählen. Um aber auch gleich hinterher zu hängen: Habt Spaß, habt euch lieb und seid lieb zu anderen.

Erst kürzlich kam mir ein Interview mit Ihnen in die Finger. Mit einer überraschenden Aussage. Sie würden Open Airs inzwischen lieber spielen als in Clubs aufzutreten. Wie kommt's? Der Hip-Hop-affine Musiker tendiert doch eigentlich eher in Richtung Clubs?

Ja, da ging es ums Touren und darum, dass ich nach Corona diese Erkenntnis gewonnen habe. Da waren wir gezwungen, im Sommer zu touren, weil das der einzige Moment war, wo man sicher sein konnte, dass die Konzerte stattfinden. Auf einmal gab es nicht mehr diese Touren wie früher, dieses typische Ding: Du kommst in der Halle an, tourst im Winter von Halle zu Halle. Es passierte damals alles im Sommer, an den Wochenenden. Und da habe ich gemerkt, dass das eigentlich Jan Delay ist. Für Beginner ist das etwas anderes. Aber für Jan Delay ist es eigentlich perfekt, weil es mittlerweile einfach ein Familiending ist. Da kommt meine Generation, eine Generation darunter, aber die bringen auch ihre Kinder mit und es kommt auch eine Generation drüber und alle kommen dahin und wollen irgendwie tanzen und Spaß haben. Wenn ich im Sommer an einem Samstag in Bielefeld spiele, in einem schönen Park, da kommen alle hin und es ist riesenvoll. Da kommen auf jeden Fall mehr Leute, als wenn ich in der gleichen Stadt im Winter in einer Halle spiele und die Leute am nächsten Tag arbeiten müssen, ihre Kinder nicht mitnehmen können und keinen Bock haben, wegzugehen. Das macht einfach viel mehr Sinn bei schönem Wetter - oder auch bei Regen. Im Sommer draußen zu spielen ist für Jan Delay und Disco No. 1 einfach genial. Es macht mehr Spaß.

Dann dürfen sich die Leute in Cortendorf freuen? Was erwartet die Fans denn auf der neuen Tour? Oldschool pur oder gibt es schon einiges Neues im Portfolio?

Naja, die Leute können sich freuen auf ein wirkliches Best of. Sonst ist man ja unterwegs für eine Platte, spielt viele Lieder von der Platte und ein paar Hits. Jetzt spielen wir nur die Hits, viele Lieder von allen fünf Platten. Das geht kreuz und quer. Und wir haben richtig Bock drauf, mal alle möglichen Songs zu spielen, die wir so lange nicht gespielt haben. Ein paar neue Sachen sind natürlich auch dabei. Aber das sind ja die neuen Sachen, die jetzt gerade rausgekommen sind im Zusammenhang mit dem Best-of- Album.

Wir freuen uns auf Ihr Gastspiel im Frankenland!

Die Freude und der Spaß sind ganz meinerseits! Bis nächsten Samstag!

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