In unserer Serie über die Kunstvereine innerhalb des Verbreitungsgebietes von Art. 5|III sprechen wir mit Menschen, die eine starke Affinität für das Thema Kunst entwickelt haben. Oftmals haben sich diese Personen in besonderen Institutionen organisiert: den lokalen Kunstvereinen. Von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine auch als „bürgerschaftliches Rückgrat der Gegenwartskunst“ bezeichnet, sind sie ein wichtiger Bestandteil der deutschen Kulturlandschaft. In der aktuellen Ausgabe stellen wir den Kunstverein Kronach im Gespräch mit seiner Vorsitzenden, Sabine Raithel vor.
Der Kronacher Kunstverein hat seine Wurzeln in einem privaten Engagement des aus München nach Kronach zugezogenen Künstlerpaares Krystyna und Karol Hurec im Jahr 1978. Aus Liebe und Leidenschaft gründeten sie eine kleine, aber hoch professionelle Kunstgalerie in der Kronacher Innenstadt.
Ihr Ansinnen war es schon damals, eine Plattform für Gegenwartskunst in der Festungsstadt zu schaffen, die es davor nicht gab. Die Galerie wurde schnell ein Treffpunkt für Kunstsinnige und Kunstschaffende aus der gesamten Region. Es ging beiden aber auch darum, ein neues, zeitgemäßes Angebot in einer seinerzeit noch durch den Eisernen Vorhang geprägten, ländlichen Region zu schaffen. Damals, in den 1980er Jahren, durchaus ein Projekt, das für Aufsehen gesorgt hat.
Den Schwerpunkt der Galerie bildeten zu Beginn Ausstellungen mit Künstlern aus München und Umgebung sowie Absolventen der Kunstgalerie München. Als die Galerie ihre Türen schließt, entscheiden sich im Herbst 1980 ca. 30 „Stammkunden“ einen Kunstverein zu gründen. Neben Krystyna und Karol Hurec sind die kunstaffine Ärztin Angela Degen, der Manager Erhard Kurz und auch der Kronacher Bildhauer Heinrich Schreiber dabei. Später stieß noch Willi Karl zu dem Kreis.
Aus einer kleinen Gruppe engagierter, kunstaffiner Idealisten, hat sich ein Verein mit über 200 Mitgliedern entwickelt. Der Kronacher Kunstverein e.V. (KKV) hat sich weit über die Grenzen Oberfrankens hinaus einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Die Idee, die Gründer seinerzeit hatten, gilt nach wie vor, hat sich aber über die Jahrzehnte weiterentwickelt. Karol Hurec ist seinem Verein über vier Jahrzehnte in verschiedenen Rollen - als Kurator in der Jury, über 20 Jahre lang als Vorstand, die überwiegende Zeit als 1. Vorsitzender - treu geblieben. Er prägt die künstlerische Ausrichtung des Vereins bis heute und ist wichtiges Bindeglied zur internationalen Kunstszene. Seit über 35 Jahren leitet zudem Willi Karl den Verein als Geschäftsführer und wichtiger „Motor“. Als kongeniales Duo haben Hurec und Karl den Kunstverein zum Erfolg geführt. Unterstützt wurden sie dabei im von einem Team engagierter Kunstfreunde.
Der Kronacher Kunstverein ist Plattform und Treffpunkt für zeitgenössische Kunst von nationalem und internationalem Rang. Ausstellungen und Events des KKV lassen sich mit dem Angebot namhafter Galerien und Museen in Metropolen durchaus messen. Damit sorgt der Kronacher Kunstverein für eine Balance zwischen der herausragenden Kunst aus der Zeit der Renaissance, die die Lucas-Cranach-Stadt prägt und die hier u.a. in der Fränkischen Galerie mit erstklassigen Exponaten zu sehen ist, und moderner, zeitgenössischer Kunst. Ausstellungen von Arbeiten renommierter Künstlerinnen und Künstler wie Otmar Alt, der ersten Frau auf der Dokumenta: Elvira Bach, Joseph Beuys, Salvador Dali, dem Biennale-Teilnehmer Richard Farreras, Ernst Fuchs, Ren Rong, Stephan Reusse, Susanne Rottenbacher oder Cornelius Völker sind beredter Beweis für den Anspruch des KKV. Darüber hinaus fördert der Kronacher Kunstverein ambitionierten und talentierten künstlerischen Nachwuchs mit Debütanten Ausstellungen und Katalogen. Dieses hohe Niveau trägt wesentlich dazu bei, die „weichen Standortfaktoren“ in der Region und damit den Lebens- und Wirtschaftsraum Kronach zu stärken.
Die Arbeit rund um den Kronacher Kunstverein findet ehrenamtlich statt. Eine Handvoll Kunstaffiner investiert viel Liebe, Leidenschaft und jede Menge freie Zeit, aber auch gewachsenes Knowhow in das Management des Vereins. Das funktioniert nur, wenn man sich ganz klar mit den Inhalten und Zielen des Vereins identifizieren kann, wenn das Team eng zusammensteht und die Motivation entsprechend hoch ist. Das ist dem Verein gelungen. Das heißt aber nicht, dass jede Ausstellung jedem Mitglied gefallen muss. Die Entscheidung, ob eine Künstlerin oder ein Künstler eingeladen wird, fällt eine kompetente und erfahrene Jury aus einer Fülle von Bewerbungen. Aus gutem Grund. So erhält sich der KKV eine gewisse Objektivität und auch einen weiten Blick. Denn schließlich soll das Angebot nicht nur den Gusto ganz unterschiedlicher Menschen treffen und verschiedene Kunstgenres widerspiegeln. Sondern es geht auch darum, neue Akzente zu setzen, innovative Tendenzen aufzuspüren, bevor sie „Mainstream“ werden und wach und flexibel zu bleiben für neue Blickrichtungen. Gerade hier sieht der Kunstverein auch seine Aufgabe. Es geht nicht nur darum zu gefallen und offenbar „Schönes“ zu zeigen. Es geht auch darum, sich - innerhalb der selbst gesteckten, vielleicht auch politischen Grenzen - an kontrovers zu diskutierende Dinge zu trauen, die aber den kulturellen Diskurs lebendig halten. Es braucht Mut in der Kunst, sonst tritt man auf der Stelle.
Wir bieten unseren Mitgliedern und den Besucherinnen und Besuchern unserer Galerie ein hochwertiges Programm, das sich messen kann mit dem Angebot internationaler Metropolen. Das schätzen unsere Künstler - aber eben auch unsere Besucher. Viele unserer Mitglieder sind selbst irgendwann mal zugezogen und haben ein attraktives kulturelles Angebot gesucht. Das bieten wir. Man muss heute nicht unbedingt nach Berlin oder Frankfurt fahren, um erstklassigen Kunstgenuss zu erleben. Das funktioniert auch im Zusammenspiel mit anderen kulturellen Einrichtungen in der Region sehr gut. „Ländliche Region“ bedeutet doch schon lange nicht mehr „provinziell“. Das Blatt hat sich grundlegend gewandelt. Hier in Oberfranken steht der Begriff für eine enorme Lebensqualität. Und dazu leisten wir einen nicht wegzudenkenden Beitrag. Darin sehen wir auch unsere Mission.
Der Kronacher Kunstverein organisiert im Jahr ca. sechs bis acht Ausstellungen mit Arbeiten aus unterschiedlichen Kunstgenres wie Malerei, Zeichnung, Bildhauerei, LED-Kunst, Fotografie, Videokunst u.a. Die großformatigen Skulpturen, die im Rahmen der Internationalen Sandsteintriennalen des KKV entstanden sind, prägen das Erscheinungsbild des Landesgartenschau-Parks in der Kronacher Stadtmitte. Die Errichtung der ersten Video-Freilichtskulptur „Waterfire“ des venezianischen Künstlers Fabrizio Plessi in Kronach hat der KKV wesentlich unterstützt. Die zehn Meter hohe Skulptur zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Kunstwerken in der Region.
Zu den regelmäßigen Veranstaltungen des KKV zählt die Reihe „Literarische Matinee“, die sich der Vorstellung von Literatur auch in Form von Autorenlesungen verschrieben hat. Abgerundet wird das Programm durch Events wie Konzerte, Kabarett und Kleinkunst sowie Diskussionsrunden und Vortragsveranstaltungen. Der Verein veröffentlicht Kataloge und legt großen Wert auf Öffentlichkeitsarbeit. Darüber hinaus pflegt der KKV enge Kontakte zu Hochschulen, Galerien und Museen.
Nach den Anfängen in aufgelassenen Ladenlokalen in der Innenstadt nach seiner Gründung, befindet sich die Galerie des Kronacher Kunstvereins bereits seit vielen Jahren im Kronacher Kreiskulturraum, dem Kulturzentrum der Festungsstadt. Hier hat der Kronacher Kunstverein einen erstklassigen Rahmen gefunden. Eine Galerie, die wohl zu den größten und schönsten Oberfrankens zählt. Der helle, ca. 240 Quadratmeter große Raum verfügt über verstellbare Wände, die bei Bedarf komplett eingeklappt werden können, moderne Medientechnik, professionelle Beleuchtungssysteme und Klimatechnik zum Schutz der Exponate. Daneben verfügt der Kronacher Kunstverein über einen großzügigen Werkraum, in dem u.a. Workshops für Kinder und Jugendliche abgehalten werden können. In seiner gut ausgestatteten Bibliothek vereint der KKV eine Sammlung an Kunstkatalogen- und Büchern, Künstlerbiografien und Nachschlagewerken, die von Interessierten ausgeliehen werden können.
Der Kunstverein wurde im Jahr 1980, also vor 42 Jahren gegründet.
Der Verein hat mehr als 200 Mitglieder und gehört damit zu den größeren Vereinen im Landkreis Kronach. Die Zahl der Mitglieder hält sich seit Jahren relativ konstant.
Der Verein hat einen über Jahrzehnte eingeführten Namen - und einen hervorragenden Ruf. Das attraktive Programm und eine lebendige Öffentlichkeitsarbeit sorgen dafür, dass der Verein im Gespräch bleibt und Menschen anzieht. Den kunstinteressierten Nachwuchs spricht der KKV durch Sonderausstellungen von und mit jungen Talenten, Schülerveranstaltungen, Debütanten Ausstellungen und Workshops an.
Der Verein gliedert sich in einen Vorstand, ein Vorstandsteam mit Ressortverantwortlichen (unter anderem Ausstellungsmanagement, Künstlerkontakte, Kleinkunst, Literarische Matinee, PR), die Jury sowie die Mitglieder. Darüber hinaus gibt es einen Galeriedienst, der sich um den alltäglichen Betrieb der Galerie kümmert.
Im Jahr 2019 gab es einen Wechsel im Vorstand. Die PR-Frau Sabine Raithel steht gemeinsam mit Willi Karl an der Spitze des Vereins. Zum Kernteam gehören des Weiteren die Schatzmeisterin Ingrid Oswald und den Schriftführer Jürgen Keilhauer. Karol Hurec berät den Verein im Bereich der künstlerischen Ausrichtung, ist Kurator der Jury und stellt Verbindungen zu wichtigen Galerien und Kunstschaffenden her. Ergänzt wird der Vorstand durch ein engagiertes Team von Ressortverantwortlichen. In dieser Konstellation arbeitet das Vorstandsteam seit dreieinhalb Jahren erfolgreich zusammen.
Der Kronacher Kunstverein wird nicht nur durch das Engagement seiner Mitglieder getragen. Ganz wesentlich ist die breite Unterstützung, die der KKV seitens des Landkreises und der Stadt Kronach erfährt. Nicht zuletzt verdankt der KKV seine ansprechende Galerie dem Landkreis, der Hausherr des Kreiskulturraums ist. Der enge Schulterschluss mit den Verantwortlichen aus Stadt und Landkreis wie dem Kreiskulturreferat oder den Tourismus- und Veranstaltungsbetrieben sorgt für vielfältige Synergien und führt zu spannenden Formaten wie einer viel beachteten Ausstellung mit den farbintensiven Arbeiten der „Jungen Wilden“ Elvira Bach auf der Festung Rosenberg oder einer Performance mit Körperskulpturen der Künstlerin Angelika Summa vor den Cranach-Werken in der Fränkischen Galerie.