Am Freitag, den 20. Januar 2023, um 20 Uhr, feiert „Zaun“ (DSE) von Sam Max in der Inszenierung von Wilke Weermann seine Deutschsprachige Erstaufführung im Studio des ETA Hoffmann Theaters in Bamberg.
Avery wächst bei Mutter und Vater auf einer
abgeschiedenen Farm auf. Durch die hohen Latten des Zauns kann sie,
die zwischen den Geschlechtern steht, die Außenwelt nur erahnen,
verlassen darf sie den Ort nicht. Jeden Morgen gibt es ein hart
gekochtes Ei und ein Gebet. Dankbar soll Avery sein für das, was ihr
Leben ist. Sie kennt niemanden in ihrem Alter, ihren Wortschatz
erweitert sie durch ein Wörterbuch, das Onkel ihr schenkte. Nur er
darf die Grenzen des Zauns übertreten, um mit seinem Truck Besorgungen
zu machen und manchmal eine Frau mit nach Hause zu bringen. Er
wird sich bald erschossen haben. Als Avery Kontakt mit Lieferjunge
aufnimmt, plant sie aus der rituellen und ideologischen Enge zu
fliehen. Doch so einfach ist das "traute Heim" nicht zu
verlassen. Nach einem Verlust verheißenden Albtraum fehlen Mutter
alle Zähne. Was hat Lieferjunge damit zu tun, der mit blutiger Zange
im Flur steht?
In geloopten Erfahrungen und Erinnerungen –
"jetzt vergeht Zeit, und dann vergeht sie nicht mehr" –
durchlebt Avery die Grausamkeiten des heteronormativen
Kleinfamiliendogmas. Als nonbinäre Außenseiterin sucht sie ihren
unabdingbaren Weg in die Freiheit. Der Onkel ein Geist, die Tochter in
ihrer Identität nicht gesehen, begehren sie auf gegen eine Welt, in
der "Hinterfragen nichts als Ärger bringt" Der Vater
proklamiert: "Wir mögen Wunden tragen, aber wir sind
ungebrochen." Avery muss diese Wunden vertiefen, um das familiäre
Konstrukt zum Einsturz zu bringen.
Sam Max skizziert eine "Familie, gemalt mit Fingerfarben", in der Hasen aus Nachthemden purzeln, eine Erinnerung auch Vorsehung sein kann und sich Albträume erfüllen. Der 2021 zum Berliner Stückemarkt eingeladene Text verhandelt das Trauma, in der eigenen Identität negiert zu werden, und die kollektive Gefahr gesellschaftlicher Zwänge. Sam Max lebt in Brooklyn, New York, und ist Autor*in, Regisseur*in, Musiker*in und Designer*in.