Wer zu den wenigen Oldtimer-Rezensenten gehört, die schon bei der ersten Ausgabe des Sommerfestivals „Kissinger Sommer“ dabei waren, hat längst aufgehört zu zählen, bei welcher Nummer dieses äußerst erfolgreiche Projekt angelangt ist. Die Macher selbst haben mittlerweile auch mit dem Nummerieren aufgehört und schreiben „Das Festival 2024“ über die diesjährige Programmpräsentation des sich vom 21. Juni bis 21. Juli erstreckenden Ereignisses.
Kein Festival ohne Motto: „Ich hab’ noch einen Koffer in …“ lautet es heuer ganz frech, und jeder ahnt, wo der geographische und kulturelle Schwerpunkt angesiedelt sein wird. Die Hauptstadt, Musikstadt, Kulturstadt und Unterhaltungsstadt Berlin ist es natürlich, deren Bewohner – und ganz besonders auch Bewohnerinnen – seit dem 19. Jahrhundert nach Bad Kissingen pilgerten, um dort Erholung und Genesung zu finden. Deshalb ist das Programm dieses Kissinger Sommers der Stadt Berlin, ihrer Musik und ihren Musiker:innen gewidmet, für die auch die Spreemetropole ein Sehnsuchtsort war, ist und bleibt.
Genüsslich breiten die Programmentwickler aus, wer so alles unter den Berühmtheiten einen Koffer in Berlin hat oder hatte und fangen gleich mit jenen weltberühmten Künstlerinnen aus dem Unterhaltungsgenre an, mit denen man das Festivalmotto am ehesten verbindet: mit Marlene Dietrich und Hildegard Knef. Das weist natürlich auf die Glamourstadt Berlin hin, diesen Umschlagplatz der internationalen Showkultur. Zarah Leander, Marika Röck und Adele Sandrock sind weitere unvergessene Namen aus jenem Künstler-Biotop, die nach Friedrich Hollaenders Worten Poeten, Komponisten, Regieleute und Filmpioniere „umschwirrten wie die Motten das Licht“.
Ob auch Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Brahms oder später Hindemith und Schönberg vorsichtshalber einen Koffer in Berlin stehen ließen, ist nicht bekannt, aber vorbeigekommen sind sie alle. Und ihre Werke werden selbstverständlich beim „Kissinger Sommer 2024“ aufgeführt. Aber von wem? Nun, da muss man in die Liste der renommiertesten Klangkörper schauen – BBC und Bamberger Symphoniker, Münchner Philharmoniker und BRSO tauchen da auf, dazu die Berliner Orchester und Chöre – oder über den Prominenzgrad der eingeladenen Solist:innen staunen. Erwähnen wir nur Altmeister Grigory Sokolov, Hélène Grimaud, Martin Helmchen und Jan Lisiecki aus der Pianistengarde oder Veronika Eberle, Vilde Frang und Julia Fischer unter den Geiger:innen. Die tieferen Streicherregister sind mit Nils Mönkemeyer und Daniel Müller-Schott ebenfalls prominent vertreten. Fehlt noch das Dirigierpersonal: Trevor Pinnock, Joana Mallwitz, Vladimir Jurowski und sogar der Großmaestro Sir Simon Rattle finden sich unter den Pultgrößen. Noch Fragen? Am 21. Juni beginnt dieser spektakuläre Konzertreigen in ebenso spektakulären Konzertsälen wie dem Max-Littmann-Bau oder dem Rossini-Saal. Nichts wie hin!
Mehr zum Programm gibt es hier: www.kissingersommer.de.