Legion sind die über Venedig verfassten Bücher, und doch kommen Jahr um Jahr immer wieder neue Bände hinzu, die sich der Lagunenstadt der tausend Brücken, auch La Serenissima genannt, annehmen. Bereits vor zwölf Monaten hat der Anglist Jürgen Klein in seinem Hamburger Shoebox-Verlag funkelnde Essays vorgelegt, die man, Virginia Woolf folgend, der Klein 1984 eine sehr umfangreiche Biographie gewidmet hat, „(Venetian) Moments of Being“ nennen könnte. Der Band eröffnet mit einer poetischen Bei- oder Zugabe aus der Feder von Rüdiger Görner („Venezianische Herbstsonate“), widmet sich sodann Joseph Brodsky (und Greta Garbo), Goethe, Lord Byron, Giovanni Antonio Canalettos in Dresden ausgestellten Venedig-Veduten, den Gedanken, die sich Jean-Paul Sartre über die Serenissima gemacht hat und Wolfgang Koeppens Venedig-Reflexionen (unter anderem dem WDR-Fernsehfilm „Ich bin gern in Venedig warum“). Selbstverständlich kommen auch T. S. Eliot, Ezra Pound und John Ruskin zu Wort. In den willkommenen, bisweilen ausführlichen Fußnoten (insgesamt sind es 370) finden sich Hinweise auf weitere Venedig-Literatur, darunter Bekanntes wie Peter Ackroyds Monographie von 2010, darunter Entlegeneres wie Fulvio Roiters photographische Venedig-Impressionen von 1985. Und dass mit Olga Martynova auch eine ehemalige Villa-Concordia-Stipendiatin angeführt wird (im Zusammenhang mit Joseph Brodsky), dürfte Nora Gomringer ebenso freuen wie uns.
Jürgen Klein, Venezianische Augenblicke. Mit einem Gedicht von Rüdiger Görner. Zahlreiche Abbildungen. Hamburg: Shoebox House, 2014. 154 Seiten, 24 Euro.