Das Wort war, so möchte man sagen, immer schon sein Metier, wenn auch – überwiegend – das gesprochene. Jetzt hat Andreas Ulich, gebürtiger Berliner des Jahrgangs 1967, sein recht spätes Romandebüt vorgelegt. Und, um es gleich zu verkünden, es ist ganz wunderbar gelungen: sprachlich, stilistisch, erzählerisch, topographisch, ob nun in Charlottenburg-Wilmersdorf angesiedelt oder in Afghanistan. Es geht um Liebe und Tod, Vertrauen und Verstrickungen, um Drogen- und Waffenschmuggel, um Traum und Traumata. Das Personal reicht vom brutal-bösen Bösen bis zur sympathisch-durchgeknallten Lena als Teil eines Frauenermittlungsteams, zu welchem auch die Protagonistin Müge (sie hat türkische Wurzeln) zählt.
Es gibt, so viel sei dann doch verraten ein „happy ending“: Müges Traum geht in Erfüllung, sie kann alsbald ihr eigenes Café eröffnen, und zwar „der Welt schönstes orientalisches Erzählcafé“. Zudem ist auch die Jugendliebe wieder zurückgekehrt. Und da, wie schon die Propheten sagten, der Segen eines Vorhabens auch in seinem Namen liegt, soll, so Müge, das Café, in dem morgenländische Kleinigkeiten liebevoll dargeboten werden sollen, so heißen, wie der Roman. Zu dessen Lektüre wir nur raten können.
Mit diesem Roman wird Ulich dafür sorgen, dass man beim Thema Literatur und Raben (oder: Krähenvögel) nicht immer nur an Edgar Allan Poe, an Samuel Taylor Coleridge, an Carlo Gozzi, an Aesops Fabeln, an Nietzsche, Trakl, Arthur Rimbaud und Ted Hughes, an die ehemalige Zeitschriftenreihe bei Haffmans, im Taschenbuchformat, zu welcher auch Hans Wollschläger als Mitherausgeber einen Band beisteuerte, sowie an Cord Riechelmanns „Krähen“-Portrait wird denken müssen, welches vor zwei Jahren in der fabelhaften „Naturkunden“-Edition bei Matthes & Seitz in Berlin herausgekommen ist, und aus dem Riechelmann innerhalb von „Bamberg liest“ am 26. November im Vogelsaal des Naturkundemuseums vortragen wird.
Zunächst aber auf, ab in die Austraße, zu Collibri, wo Andreas Ulich am heutigen Dienstag sein Raben-Debüt von 19.30 Uhr an vorstellen wird. Wir hoffen, dass es in Sachen Prosa nicht bei diesem Ulich-Erstling bleiben wird und wünschen uns ein baldiges Mehr-und-Wiederlesen.
Andreas Ulich, Zwei Raben. Roman. Karlsruhe: Der Kleine Buch Verlag, 2015. 512 Seiten, 14,90 Euro.
Cover „Zwei Raben“, Foto © Der Kleine Buch Verlag, Karlsruhe