2016 jährt sich der Geburtstag von Karl IV. zum 700. Mal. 1316 als Sohn des böhmischen Königs Johann von Luxemburg und seiner Ehefrau Elisabeth in Prag geboren, scheint er das perfekte Beispiel für die Personengruppe zu sein, die wir heute als wahre Europäer bezeichnen würden. Der Vater in Frankreich, die Mutter im heutigen Tschechien geboren, deren Geschlecht wiederum aus dem heutigen Belgien (Namur) stammte, als Firmpate der französische König Karl IV. (von dem er auch seinen Firmnamen erhielt), in Frankreich und Italien aufgewachsen, wo er dann letztlich in die ersten Staatsgeschäfte eingeführt wurde. Bei diesem Werdegang scheint es auch nicht verwunderlich, dass Karl insgesamt fünf Sprachen (Latein, Deutsch, Tschechisch, Französisch und Italienisch) beherrschte und bereits im Alter von gerade mal 25 Jahren die Administration des Königsreichs seines Vaters Johann übernahm, der aufgrund einer fortschreitenden Erblindung immer mehr in den Hintergrund treten musste.
Die politische Karriere Karls des IV. wurde maßgeblich durch den seinerzeit herrschenden Konflikt zwischen Ludwig dem Bayern und seinen Reichsfürsten, darunter auch Balduin von Trier, sein ehemals treuester Begleiter, gefördert. Dies mündete 1346 in der Krönung Karls des IV. zum Gegenkönig. Karl IV. begann damit seine eigene Position abzusichern, trat 1347 die Nachfolge seines zwischenzeitlich verstorbenen Vaters als König von Böhmen an und fand im Reich, nachdem Ludwig der Bayer ebenfalls verstorben war, keinen wirklichen Gegner mehr. Nach einigen weiteren klugen Schachzügen war seine Herrschaft gefestigt. Schließlich wurde er 1355 in Mailand zum Kaiser gekrönt. Zu einem der wichtigsten Schritte in Karls Regentschaft zählt ohne Zweifel die Verabschiedung der „Goldenen Bulle“ im Jahre 1356. Sie gilt als „Grundgesetz des Reichs“ und hatte bis zu dessen Untergang im Jahre 1806 rechtlich bindende Wirkung.
Karl IV. darf in seinem Streben nach der Vergrößerung seines erblich territorialen Besitzes getrost als sehr wirkungsvoll bezeichnet werden, er gilt mithin als erfolgreichster Hausmachtpolitiker des Spätmittelalters. Er starb 1378 in Prag, seine Grabstätte befindet sich im dortigen Veitsdom.
Dem 700. Jahrestag seiner Geburt ist nicht nur die erste Tschechisch-Bayerische Landesausstellung gewidmet, die vom 15. Mai bis zum 25. September in Prag und vom 20. Oktober 2016 bis zum 5. März 2017 im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg gastiert, sondern auch ein extrem umfangreiches Begleitprogramm, welches allein annähernd 300 Veranstaltungen umfasst und es Interessierten ermöglicht, während des ganzen Jahres auf den Spuren Karl IV. zu wandeln.
Ausführliche Informationen findet man im Netz unter www.begleitprogramm-karl-iv.de.
Copyright Fotos:
Lauf an der Pegnitz – Wenzelschloss, um 1360, Wappensaal - Ostansicht, Foto © Stadtarchiv Lauf / Foto: Artur Kottas
Tür zum Stiftlandmuseum Waldsassen, Foto © Stiftlandmuseum Waldsassen