Wesentlich für das weltweite Auftreten der konstruktiv-konkreten Kunst ist, dass sie sich nicht nur in den kulturell hegemonialen Zentren der westlichen Welt wie Paris entwickelte. Ungegenständliche, geometrisch fundierte Formsprachen entstanden ebenso an vergleichsweise peripheren europäischen Orten wie Zürich und Ulm – und auch in Städten Zentral- und Lateinamerikas, im Mittleren Osten, in Nord- und Westafrika, sowie in Süd- und Westasien. In Ländern wie Pakistan, Libanon, Ägypten, Marokko, oder Ghana, die sich kurz zuvor von der Kolonialherrschaft befreit hatten und selbständige Staaten geworden waren. Dort wuchs ein neues Selbstverständnis, indem Künstler:innen sich aktiv in einen Dialog mit internationalen Spielarten von geometrischer und konstruktivistischer Kunst einschalteten. Oft gingen diese von ähnlichen Bezugssystemen aus, wie sie in der europäischen Moderne bei Künstlern wie etwa Malewitsch, Mondrian und Moholy-Nagy zu finden waren – grenzten sich jedoch deutlich von deren dogmatischen Programmen ab und folgten eigenen Grundsätzen. In Form von historischen (Un)Gleichzeitigkeiten bildeten sich progressive und kulturell situierte künstlerische Konzepte aus, getragen von transnationalen Netzwerken, deren gemeinsames künstlerisches Anliegen sich als Entwicklung einer neuen Subjektivität zusammenfassen lässt.
Die Ausstellung „KONKRET GLOBAL!“ greift die Idee der Konkretion als globales Phänomen auf und untersucht anhand von Schlüsselfiguren und -werken die ästhetischen Ausprägungen, gesellschaftspolitischen Dimensionen und ihre Netzwerke nach 1945 in verschiedenen Kontexten weltweit.
Die Ausstellung „Konkret Global!“ läuft vom 1. Oktober 2022 bis zum 15. Januar 2023 im Museum im Kulturspeicher, Oskar-Laredo-Platz 1, 97080 Würzburg. Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen gibt es online unter www.kulturspeicher.de.