Es ist ungewöhnlich, dass in einer klassisch orientierten Konzertreihe das Publikum von einem Künstler wie Sting an der Hand genommen wird, um durch Musikstile zu begleiten, die von der Renaissance bis Chick Corea führen. Aber es funktioniert, wenn ein solch originelles Gesangsensemble wie „Singer Pur“ das macht. Und es kommt an, vor allem dann, wenn – wie beim Musikverein Bamberg schön des öfteren praktiziert – ein Konzert mit einem musikpädagogischen Projekt verbunden wird, in diesem Fall in Zusammenarbeit mit dem Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium.
Das europaweit gastierende Sextett, in der ursprünglichen Besetzung als Quintett aus den Regensburger Domspatzen hervorgegangen, überzeugte gleich eingangs mit der Weise Stings, die auch als Motto über dem Programm stand: „Fields of Gold“. Schön timbrierte Stimmen waren da zu bewundern, die zudem in dynamischer Hinsicht – es wird fast ständig in einem sanften Piano gesungen! – in geradezu idealer Weise aufeinander abgestimmt sind.
Die zeitgenössischen Nummern von Sting, Peter Louis van Dijk, Billy Joel und Chick Corea erklangen in Abwechslung mit Stücken, die von Hans Leo Hassler über Friedrich Silcher und ein Volkslied bis zu George Gershwin führten. Natürlich stand Sting – der eigentlich Gordon Sumner heißt und nicht nur Sänger ist, sondern auch Komponist, Dichter und Gitarrist – im Mittelpunkt. Und das aus gutem Grund, denn seine Stücke haben einen stets angenehmen und doch zum genauen Mithören auffordernden Sound.
Bei „Wrapped around our Finger“ zum Beispiel wird’s harmonisch ziemlich kompliziert, denn die komplexeren Akkordschichtungen wollen genau ausgehört sein und intonationsrein dargeboten werden. Aber bei Singer Pur bleiben da keine Wünsche offen, das ist perfekt! Recht tricky auch nach der Pause „A Thousand Years“, wo es neben der Kantilene auf die piffigen Begleittöne bzw. -geräusche ankommt.
Weitere Nummern von Sting bestätigten die außerordentliche Faszination, die von diesem begnadeten Vielfachkönner ausgehen. Singer Pur hat es geschafft, über einen langen Zeitraum und trotz einiger Wechsel seit der Erstbesetzung am Zenith der Vokalensembles zu bleiben – und Sting eine famose Reverenz zu erweisen! Der heftig beklatschte Auftritt in Bamberg bestätigte die privilegierte Stellung des Ensembles im vokalen Kosmos.