Was macht man am besten, wenn man sich vorgenommen hat, den diesjährigen Jahresurlaub wenigstens ein Stück weit der Entdigitalisierung zu widmen? Man liest ein Buch. In echt, mit anfassen und Geruch und so. Meine Wahl fiel in diesem Jahr auf das 2017 erschienene Buch „Die Unverbesserlichen“ des preisgekrönten Schweizer Autors Silvio Blatter.
Der Roman schildert die mittlere Lebensphase einer Gruppe Schweizer Fußballenthusiasten, die, praktischer Weise, allesamt in dem Züricher Vorort Glow-M leben und arbeiten. Warum praktisch? Weil sich diese Örtlichkeit geradezu idealtypisch dazu eignet, weitere Handlungs- und Problemstränge (neben der männlichen Midlife-Crisis) in eine flüssig erzählte Geschichte einzuweben. Flüchtlings- und Integrationsthemen ebenso wie wachsende Kriminalität. Das alles beherrschende Thema aber ist der sich zunehmend beschleunigende Alterungsprozess nicht älter werden wollender Männer und die damit verbundenen großen und kleinen Probleme. Hauptfigur ist der fünfzigjährige Jonas Alberding, der mit seiner Lebenspartnerin Ellis in dem vorab beschriebenen Ort Glow-M lebt und arbeitet. Jonas besitzt und führt eine Bar, in der sich alle Randfiguren (neben seinem Vater auch der Dorfpolizist, der -journalist, der -autohändler etc.) mit schöner Regelmäßigkeit treffen, um über Fußball und die kleinen und großen Alltäglichkeiten zu sprechen. Flüssig und teilweise auch sehr lustig erzählt Blatter von Liebe, Glück, Hoffnung, Trennung, Ausländerfeindlichkeit und Tod, ein bunter Strauß menschlicher Schicksale, an deren Leben man (zumindest teilweise) die Entwicklung unserer Gesellschaft ablesen kann. Ein Buch, das sehr wohl ernst zu nehmen ist, aber keineswegs ein immerwährendes Drama in sich trägt. Gute Unterhaltung eben, für die es sich lohnt, das Smartphone zu Hause zu lassen.
Silvio Blatter: Die Unverbesserlichen, Piper Verlag München, Deutsch, 352 Seiten, 22 €, ISBN: 978-3-492.05814-8