Im Zeitalter der Handyfotografie nicht mehr vorstellbar: Noch vor wenigen Jahrzehnten sollten Fotoapparate eine kleine Ewigkeit halten – zumindest versprachen dies die Hersteller ihren Kunden, so beispielsweise die Firma Photavit aus Nürnberg. Das 1937 gegründete Unternehmen ist wie die Schwesterfirma Bolta-Werk GmbH heute nur noch den Fotografica-Sammlern bekannt. Doch zählte die Firma zu einer ganzen Reihe von Nürnberger Herstellern, die sich im letzten Jahrhundert auf dem Sektor der Kamera- und Zubehörproduktion mit Erfolg platzieren konnten. Neben den Kamerawerken Carl Braun, die einst Weltruhm genossen, der Firma Ernst Plank, die sich mit ihren Projektoren international profilieren konnten, und den großen Versandhäusern Photo Porst und Foto-Quelle, deren Handelsmarken Hapo und Revue massenhaft in deutschen Haushalten zu finden waren, gab es weitere große wie kleine Unternehmen. Seyschab & Co., Norisan, Genos, Feba oder auch Wenk sind zwar heute vom Markt verschwunden, doch ihre Fotoapparate, wie die Nori, die Kolibri, die Wenka, die Wiko oder – die erst vor kurzem zu einem fünfstelligen Höchstpreis versteigerte – Esco stellen nun begehrte Sammlerobjekte dar. Etliche der Betriebe waren nur kleine Werkstätten, die zudem oftmals nur für wenige Jahre mit einem einzigen Modell auf dem Markt vertreten waren, wie die 1929 von Konrad Köhnlein angemeldete Photomechanische Werkstatt. Sie existierte gerade einmal für ein knappes Jahrzehnt und für zwei Jahre, zwischen 1934 und 1936, produzierte Köhnlein Kleinstbildkameras, die er unter den Bezeichnungen Wiko Standard und Wiko Rekord vertrieb. Ein weiterer Kleinbetrieb der Vorkriegszeit war Norisan, deren Erfolg Kleinbildkameras im so genannten Westentaschenformat waren, oder Seischab & Co., die mit der Esco eine Art Vorläufer der Leica-Reporter-Kamera herausbrachten. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg etablierten sich neue Firmen auf dem Fotomarkt wie Knödler Kamerabau und der eigentlich optische Warenhersteller Wenk.
Diesen Firmen, den großen wie den weniger bekannten, ihrer Geschichte und ihren Produkten, widmet sich die Ausstellung des Stadtarchivs Nürnberg. Berücksichtigt wird dabei auch die Entwicklung des Fotohandels, vor allem des Einzelhandels mit fotografischen Bedarfsartikeln. Das Firmenkaleidoskop lässt damit ein Kapitel Industrie- und Handelsgeschichte Nürnbergs im 20. Jahrhundert lebendig werden, das zugleich die weltweit wirksamen Veränderungen auf diesem Sektor nachzeichnet. Neben Werbeanzeigen, Broschüren und Dokumenten aus den eigenen Beständen zeigt das Stadtarchiv eine Vielzahl an historischen Kameras und Zubehörteilen, die von Sammlern und Privatpersonen zur Verfügung gestellt wurden, und in dieser Zusammenschau bislang noch nicht zu sehen waren.
„Eine Kamera für`s Leben“ – Fotoapparate und Zubehör aus Nürnberg. Ausstellung vom 2. Juni bis 25. September 2016 im Stadtarchiv Nürnberg, Norishalle, Marientorgraben 8, 90402 Nürnberg. Öffnungszeiten: Mo bis Do 8.30 bis 17 Uhr, Fr 8.30 bis 21 Uhr, So 10 bis 17 Uhr. Eintritt frei.
Weitere Informationen sind über T. 0911/231-2770, E-Mail: stadtarchiv@stadt.nuernberg.de und www.stadtarchiv.nuernberg.de erhältlich.
Copyright Foto:
Faltbalgenkamera Fita aus den 1920er Jahren © Fotografie Stadtarchiv Nürnberg: Julia Kraus, 2015. (Privatbesitz)