Es gibt Sachen, die sind einfach neu. Erfrischend neu. Dass die rotzfreche Schweizerin Hazel Brugger beim deutschen Comedypreis zur besten Newcomerin des Jahres gekrönt wurde, ist nicht frech. Im Gegenteil: Die gerade einmal 23-Jährige ist wieder einmal ein neues Gesicht, dass eindringt in die Phalanx der üblichen Verdächtigen, die alljährlich ihre Preise einheimsen. Womit? Mit Recht!
Am 16. Februar gastiert die in San Diego geborene Tochter einer Deutschen und eines Schweizers, im Nürnberger Gutmann. Und man darf sich freuen auf eine ganz neue Nuance in dem dann doch recht eingefahrenen Comedy-Bereich. Brugger ist keine, die ihr Publikum zum Lachen animieren muss. Sie sitzt in selten gesehener Kälte auf der Bühne, liefert ihre Kalauer in fast schon epischer Coolness. Zumeist „getarnt“ in fast schon arschlangweiligen Klamotten, ein graues T-Shirt ist da schon farbig, dezent oder auch gar nicht geschminkt und mit einem eiskalt anmutenden Blick – der beinahe Teilnahmslosigkeit beschreibt – sitzt sie da und überrascht. Schließlich schießt sie ihre Kalauer mitunter salvenartig ins Publikum. Was nicht verwundert, kennt man die Vergangenheit der aufstrebenden Göttin der Comedy. Schon mit 17 Jahren rockte sie die Poetry-Bühnen, wurde zur gefeierten Kolumnistin, um am Ende auf den Comedy-Zug aufzuspringen. Doch was heißt schon aufspringen? Sie ist anders als die anderen. Sie feiert sich nicht selbst. Sie lässt ihre mitunter grandiosen Schlussfolgerungen feiern – ohne dabei auch nur eine Miene zu verziehen. Genau das, was ihr hierzulande den großen Durchbruch ermöglichte. In der Kult gewordenen Heute Show knüpft sie sich die Politiker des Landes vor. Mit entlarvender und für die Politiker irritierender Ehrlichkeit, gepaart mit seriöser Mimik – das zu kontern, gelingt nur wenigen. Dabei trifft bei ihr gerne das kleine Problemchen auf die großen Dinge der Welt. Kein Klopapier mehr zu haben und sich gleichzeitig zu fragen, weshalb Trump zum Präsidenten gewählt wurde. Um nur eine von vielen obskur anmutenden Alltagsmomenten zu beschreiben. Es gelingt ihr immer wieder, das zu tun. Geprägt vor allem von großer Intelligenz und großer Gabe, das Hundertste und das Tausendste zu einer Einheit verschmelzen zu lassen. Und dabei vergisst sie nie, dass sie einst als die „böseste Frau aus der Schweiz“ gefeiert wurde. In der Tat: auch wenn sie dieses Attribut selbst nicht mag. Aber viel treffender kann man die Wahl-Kölnerin nicht beschreiben. Außer vielleicht mit „erfrischend neu“. Klingt irgendwie auch vertrauensvoller. Aber will sie das überhaupt?
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Hazel Brugger, Foto © Ornella_Cacace