Die Corona-Krise hat uns immer noch voll im Griff. Auch wenn es mittlerweile in vielen Bereichen deutliche Lockerungen gegeben hat, ist ausgerechnet der Sektor Kunst und Kultur einer der wenigen, die sich weiterhin strengsten Restriktionen ausgesetzt sehen. Ausgerechnet jetzt, wo wir uns mitten in der für die Region so wichtigen Open-Air-Saison befinden, stehen alle Räder still. Die Menschen sehnen sich nach der intimen Atmosphäre des Tambacher Sommers, der Konzerte im Schloß Eyrichshof oder der energiegeladenen Stimmung beim Coburger HUK-Coburg Open-Air-Sommer. Der Serenadenhof in Nürnberg, die Plassenburg in Kulmbach oder der See in Dechsendorf, alles Orte mit denen wir wunderbare Momente verbinden. Momente, die wir unbedingt wiederhaben wollen. Was wir in diesem Sehnsuchtsmomenten vielleicht nicht sehen, was aber auch zu der Corona-Realität gehört, sind die vielen großen und kleineren Konzertveranstalter in unserer Region, die uns diese Glücksgefühle bisher beschert haben und nun praktisch von 100 auf Null runtergefahren wurden.
ART. 5|III möchte gerne wissen, wie die Veranstalter mit der momentanen Situation umgehen und welche Rezepte im Kampf gegen die Krise bisher entwickelt wurden und inwiefern diese erfolgreich waren. Deshalb haben wir wichtige Veranstalter, die uns hier in der Region mit Kunst und Kultur versorgen, zu diesem Themenkomplex befragt:
Wolfgang Heyder - Veranstaltungsservice Bamberg
ART. 5|III:
Der Shutdown dauert schon etliche Wochen und noch ist kein Ende abzusehen. Wie groß ist der Frust mittlerweile bei Ihnen?
Wolfgang Heyder:
Mit Frust kommt man nicht wirklich weiter. Wir beschäftigen uns eher mit der möglichst optimalen Abwicklung der Situation und versuchen das Thema Kultur durch das ein oder andere neue Konzept am Leben zu halten. Wie zum Beispiel der Stream von über zehn Konzerten aus dem Kulturboden mit der Unterstützung von Partnern. Wir denken außerdem über das Thema Autokonzerte nach. Ganz klar ist aber trotzdem, dass dies keine Alternativen sind. Klar ist, dass die Veranstalter von heute auf morgen durch ein quasi Berufsverbot kalt erwischt wurden, sodass es für so eine einmalige Situation definitiv keine Rezepte gibt. Fakt ist, dass wir inzwischen bereits ca. 150 Veranstaltungen absagen bzw. verlegen mussten. Natürlich ist dies mit erheblichem Schaden verbunden, da wir davon ausgehen, dass wir von März bis Ende des Jahres so gut wie keine Einnahmen erzielen können, aber bereits Kosten im höheren sechsstelligen Bereich ausgegeben haben. Zumindest was das Thema Liquidität betrifft, immerhin reden wir von fast 6 Millionen Euro, hilft uns die von der Bundesegierung verabschiedete Gutscheinlösung bis zum 31.12.2021. Klar ist aber auch, dass es einer Perspektive bedarf, um die Corona Zeit zu überleben, das betrifft natürlich auch den Kulturboden, den wir betreiben.
ART. 5|III:
Auch wenn man als Veranstalter Termine verschieben kann, wird das doch sicherlich wirtschaftlich zu einer extremen Strapaze, oder nicht? Gibt es denn ausreichend Hilfe von staatlicher Seite? Und was ist denn eigentlich aus dieser Gesetzesinitiative „Gutschein“ geworden? Schnell begonnen und jetzt?
Wolfgang Heyder:
Bekannterweise stellt der Staat günstige Darlehen zur Verfügung, was uns in der Tat aber wenig hilft. Weder die verauslagten Kosten noch entgangene Gewinne können dadurch ausgeglichen werden. Viel mehr verschieben sich die Probleme nur auf einen späteren Zeitpunkt. Wie angesprochen sind wir aber über die Verabschiedung des Gesetzes „Gutschein“ sehr froh.
ART. 5|III:
Ist der „Veranstaltungsgemeinde“ in diesen Zeiten näher zusammengerückt? Gibt es eine feststellbare Allianz aus Veranstaltern, Lokationen und auch Konzertbesuchern, die alle ihren Teil dazu beitragen damit in Zukunft wieder tolle Konzerte und Veranstaltungen stattfinden können?
Wolfgang Heyder:
Zum einen steht man natürlich mit vielen Veranstaltern und Partnern im ständigen Austausch. Natürlich sitzen wir in einem Boot, wenn man sich helfen kann, hilft man auch. Uns war es wichtig auch der regionalen Kulturszene zu signalisieren, dass wir hier komplett dahinterstehen. Trotzdem muss am Ende jeder mit dieser extrem schwierigen Situation alleine fertig werden. Wir sehen ja deutlich bei unseren vielen Subunternehmern, dass sie in einer ähnlichen Situation stecken und durch die Gutscheinlösung können wir auch auf Rückzahlungen von Akontozahlungen in der Zukunft verzichten.
ART. 5|III:
Haben Sie Ausweichstrategien entwickelt, beispielsweise Streaming, um einerseits den Kontakt zu Ihrem Publikum nicht abreißen zu lassen und andererseits dem Künstler die Möglichkeit zu geben sich zu präsentieren?
Wolfgang Heyder:
Wir machen uns natürlich immer wieder über Ausweichstrategien Gedanken. Dies ist aber keinesfalls eine Möglichkeit wirtschaftlichen Ausgleich zu schaffen – im Gegenteil, es geht einfach darum, der gesamten Kulturszene immer wieder die Möglichkeit zu geben, auf sich aufmerksam zu machen. Kultur und Kunst gilt erst einmal nicht als systemrelevant, ist aber in der Gesellschaft als Ausgleich sehr, sehr wichtig.
ART. 5|III:
Können Sie uns Hoffnung machen, dass wir heuer noch den ein oder anderen Künstler auf der Bühne sehen werden ohne dabei nicht zuhause vor dem PC oder TV sitzen?
Wolfgang Heyder:
Wir gehen nicht davon aus, dass in diesem Jahr noch Großveranstaltungen (über 300 Personen) stattfinden, haben aber Hoffnung, dass es dann 2021 irgendwann wieder richtig losgeht. Das hängt sicherlich davon ab, ob ein Impfstoff bzw. ein Gegenmittel gefunden wird.
ART. 5|III:
Am 26. Mai sind ja wieder einige Lockerungen, insbesondere im kulturellen Bereich, angekündigt worden. Beispielsweise dass ab 15. Juni 2020 die Wiederaufnahme des Theater-, Konzert-, und weiteren kulturellen Veranstaltungsbetriebs unter Zugrundelegung des entsprechenden Konzepts des Wissenschaftsministeriums in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium (bis zu 50 Gäste in geschlossenen Räumen, bis zu 100 Gäste im Freien) möglich ist. Und, falls das funktionieren sollte, auch relativ zeitnahe eine mengenmäßige Erweiterung folgen kann. Ist das für Sie ein erkennbarer Schritt in die richtige Richtung oder hätten Sie sich mehr gewünscht?
Wolfgang Heyder:
Ohne Frage hätten wir uns einen größeren Schritt gewünscht, wohlwissend dass das zum jetzigen Zeitpunkt eher unrealistisch war. Wir müssen aber auch sagen, dass die Regelung mit 50 Gästen in geschlossenen Räumen und den entsprechenden Abstandsregelungen, für uns spreche ich ja vor allem über den Kulturboden, keine wirkliche Option ist.
Oliver Schneider - Agentur Streckenbach
ART. 5|III:
Der Shutdown dauert noch schon etliche Wochen und noch ist kein Ende abzusehen. Wie groß ist der Frust mittlerweile bei Ihnen?
Oli Schneider:
Frust? Das würde ich jetzt nicht so nennen. Die Situation ist mehr als unschön und nervt jetzt gefühlt sogar mehr als in der Zeit des eigentlichen Lock Downs. Da war einfach klar: Wir haben eine Pandemie und jetzt bleiben wir alle daheim. Wir, mein Geschäftspartner und ich, haben schnell reagiert. Unsere 5 Angestellten direkt in die Kurzarbeit geschickt, die Soforthilfe beantragt und sämtliche sonstige Kosten heruntergefahren. Das hat zumindest mich für den Moment beruhigt. Diese anfängliche stoische Gelassenheit hat sich mittlerweile wieder gelegt, denn jetzt ist klar, es geht wieder was und das muss jetzt angegangen werden und mehr denn je muss jetzt kreativ gedacht und gearbeitet werden, um Projekte wirtschaftlich sinnvoll zu gestalten.
ART. 5|III:
Auch wenn man als Veranstalter Termine verschieben kann, wird das doch sicherlich wirtschaftlich zu einer extremen Strapaze, oder nicht? Gibt es denn ausreichend Hilfe von staatlicher Seite? Und was ist denn eigentlich aus dieser Gesetzesinitiative „Gutschein“ geworden? Schnell begonnen und jetzt?
Oli Schneider:
Wirtschaftlich ist das kein Spaß. Überhaupt nicht. Wir sind zum Glück nicht ausschließlich Veranstalter, sondern haben noch den Bereich des Managements und betreuen 15 exklusive Künstler. Da kann man den ein oder anderen Medienjob generieren. Was uns beschäftigt, aber langfristig nicht ernähren kann. Gelebt wird vom Live-Geschäft. Das gilt für die Künstler sowie für uns Agenten. Die Soforthilfe war schnell da. Das steht aber alles in keiner Relation zu den tatsächlich bekannten Umsätzen. Wir haben ein aktives Berufsverbot. Passiv dürfen wir ordentlich arbeiten. Wir verschieben Shows und ja, die Gutscheinlösung, welche jetzt als Gesetz durch den Bundesrat gegangen ist, hilft auch. Aber im Grunde sind wir einem Großteil der Kartenkäufer sehr, sehr dankbar. Die fragen zu Recht nach, aber viele kommen mit der Verlegung klar und verstehen die verzwickte Lage unserer Branche. Das macht Mut!
ART. 5|III:
Ist der „Veranstaltungsgemeinde“ in diesen Zeiten näher zusammengerückt? Gibt es eine feststellbare Allianz aus Veranstaltern, Lokationen und auch Konzertbesuchern, die alle ihren Teil dazu beitragen damit in Zukunft wieder wundervolle Konzerte und Veranstaltungen stattfinden können?
Oli Schneider:
Wir sind schon immer eine Agentur gewesen, die auf Kooperation und nicht auf „hauen und stechen“ aus war. Somit haben wir mit dem überwiegenden Teil der nordbayerischen Kollegen einen intensiven, offenen und ehrlichen Austausch. Das kommt uns jetzt doppelt zugute und zeigt wieder das Reden hilft, egal worum es geht. Die Krise hat uns alle gleich erwischt. Hier ist niemand „gleicher“, keiner hat einen Vorteil oder kann auf Grund von z. B. seiner Unternehmensgröße punkten. Alle wollen nur eins: Dass es weitergeht und die Planungssicherheit zurückkommt.
ART. 5|III:
Haben Sie Ausweichstrategien entwickelt, beispielsweise Streaming, um einerseits den Kontakt zu Ihrem Publikum nicht abreißen zu lassen und andererseits dem Künstler die Möglichkeit zu geben sich zu präsentieren?
Oli Schneider:
Ja, das haben wir besonders am Anfang intensiv betrieben. Unserer Künstler helfen sich so selbst und unterstützen auch wieder ihre Bühnen. Da gab es großartige Erfolge, die mich selbst überrascht haben. Ein Beispiel von vielen. Eine halbe Stunde Stand-Up-Comedy in einem Berliner Club brachten tatsächlich 600 EUR ein. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass nur das wirkliche Live-Erlebnis wirtschaftlich Sinn macht, sodass unsere Branche weiterexistieren kann. Alles andere ist Promotion mit minimaler Bezahlung. Das wird sich nicht durchsetzen und jetzt, wo es wieder Lichtblicke gibt – ab 15. Juni dürfen Open-Airs unter bestimmten Auflagen bis 100 Personen stattfinden – gilt es dafür zu powern, um endlich wieder aktiv am eigentlichen Live-Erlebnis zu arbeiten.
ART. 5|III:
Können Sie uns Hoffnung machen, dass wir heuer noch den ein oder anderen Künstler auf der Bühne sehen werden ohne dabei nicht zuhause vor dem PC oder TV sitzen?
Oli Schneider:
Das gängige Live-Erlebnis, wie wir es vor dem Shut Down kannten wird es wieder geben. Aber wann? Ich kann es nicht sagen. Drinnen mit Mindestabstand und Masken, das macht keinen Spaß und geht wirtschaftlich kaum gut. Es ist nicht nur der Künstler auf der Bühne, es ist der Techniker, der Caterer, der örtliche Veranstalter, der Plakatierer, der Tourbegleiter usw. – alle leben vom Publikum und wenn das minimiert wird geht die Rechnung einfach nicht mehr auf. Ich bin froh, dass die Chance auf Mini-Open-Airs besteht. Autokinos sind wahrlich nicht die Lösung für unsere Branche.
ART. 5|III: Am 26. Mai sind ja wieder einige Lockerungen, insbesondere im kulturellen Bereich, angekündigt worden. Beispielsweise dass ab 15. Juni 2020 die Wiederaufnahme des Theater-, Konzert-, und weiteren kulturellen Veranstaltungsbetriebs unter Zugrundelegung des entsprechenden Konzepts des Wissenschaftsministeriums in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium (bis zu 50 Gäste in geschlossenen Räumen, bis zu 100 Gäste im Freien) möglich ist. Und, falls das funktionieren sollte, auch relativ zeitnahe eine mengenmäßige Erweiterung folgen kann.
Ist das für Sie ein erkennbarer Schritt in die richtige Richtung oder hätten Sie sich mehr gewünscht?
Oli Schneider:
Das ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung und fordert jetzt schnelles Handeln. Denn tatsächlich ist es eine Chance sich jetzt zu positionieren und für uns als Veranstalter und Agentur in einem, ist das der erste greifbare Strohhalm in Richtung Normalität. Der Weg in Richtung Hamsterrad der Vergangenheit ist somit wieder frei…gehen wir’s an.
Guido Glöckler - Concertbüro Franken
ART. 5|III:
Der Shutdown dauert noch schon etliche Wochen und noch ist kein Ende abzusehen. Wie groß ist der Frust mittlerweile bei Ihnen?
Guido Glöckler:
Die Frustphase bei uns war eher kurz, dafür aber umso schmerzhafter. Wir wurden von 100 auf 0 in einem Tag heruntergebremst und damit quasi mit sofortigem Arbeitsverbot belegt. Wir haben uns dann aber zügig in diesem Krisen-Modus zurechtgefunden und arbeiten seitdem sehr engagiert für unsere Überlebens-Perspektiven. Im ersten Schritt nach dem Lockdown wurden sofort alle betrieblichen Kosten auf das Minimum heruntergefahren. Alle Mitarbeiter sind seitdem in Kurzarbeit. Im nächsten Schritt wurden staatliche Hilfen beantragt, neue Finanzierungswege gesucht (z.B. Crowdfunding) und mit Lobbyarbeit auf allen politischen Ebenen begonnen.
ART. 5|III:
Auch wenn man als Veranstalter Termine verschieben kann, wird das doch sicherlich wirtschaftlich zu einer extremen Strapaze, oder nicht? Gibt es denn ausreichend Hilfe von staatlicher Seite? Und was ist denn eigentlich aus dieser Gesetzesinitiative „Gutschein“ geworden? Schnell begonnen und jetzt?
Guido Glöckler:
Wir haben die staatlichen Soforthilfen in angemessener Zeit erhalten. Die wichtigste und wertvollste staatliche Unterstützung ist die Kurzarbeit. Damit können erstmal alle Arbeitsplätze erhalten bleiben. Die Gutschein-Regelung für Eintrittskarten wurde mittlerweile vom Bundestag als Gesetz verabschiedet und ist ebenfalls eine wertvolle Hilfe zum wirtschaftlichen Überleben. Weitere finanzielle Hilfen auf Bundes- und Länder-Seite für Kulturbetriebe sind zwar angekündigt, aber noch nicht konkretisiert.
ART. 5|III:
Ist der „Veranstaltungsgemeinde“ in diesen Zeiten näher zusammengerückt? Gibt es eine feststellbare Allianz aus Veranstaltern, Lokationen und auch Konzertbesuchern, die alle ihren Teil dazu beitragen damit in Zukunft wieder wundervolle Konzerte und Veranstaltungen stattfinden können?
Guido Glöckler:
Ja, wir sitzen alle im gleichen Boot und haben die gleichen Probleme. Deshalb sind wir gemeinsam stärker in der Krisenbewältigung, als in der Einzelkämpferposition. Es sind viele gemeinsame Solidaritäts-Projekte entstanden. Von den Konzertbesuchern erhalten wir sehr viel Verständnis für unsere extrem schwierige Lage. Dafür sind wir sehr dankbar. Unsere Branche zählt leider zu den größten Verlierern in der Corona-Pandemie.
ART. 5|III:
Haben Sie Ausweichstrategien entwickelt, beispielsweise Streaming, um einerseits den Kontakt zu Ihrem Publikum nicht abreißen zu lassen und andererseits dem Künstler die Möglichkeit zu geben sich zu präsentieren?
Guido Glöckler:
Gefühlt versuchen wir gerade ein Stück weit unsere Arbeit im crash course-Verfahren neu zu erfinden. Manche Themen haben sich eher als Sackgasse erwiesen (Streaming), manche Aktionen sind erfolgreich (Crowdfunding) und manche Projekte sind schwierig (Auto-Event-Kino). Unterm Strich können das aber nur kreative Zwischen-Episoden sein, bis wir wieder unsere normale Veranstaltungstätigkeit aufnehmen können.
ART. 5|III:
Können Sie uns Hoffnung machen, dass wir heuer noch den ein oder anderen Künstler auf der Bühne sehen werden ohne dabei nicht zuhause vor dem PC oder TV sitzen?
Guido Glöckler:
Wir erwarten auf jeden Fall, dass im Laufe des Sommers vernünftige Lockerungen des Veranstaltungsverbotes angekündigt werden. Allerdings eher im Bereich bestuhlter Veranstaltungen. Bei unbestuhlten Veranstaltungen wird es absehbar länger dauern. Ein volle Normalisierung des Veranstaltungsbetriebes können wir uns nach dem momentanen Stand in diesem Jahr nicht mehr vorstellen.
ART. 5|III: Am 26. Mai sind ja wieder einige Lockerungen, insbesondere im kulturellen Bereich, angekündigt worden. Beispielsweise dass ab 15. Juni 2020 die Wiederaufnahme des Theater-, Konzert-, und weiteren kulturellen Veranstaltungsbetriebs unter Zugrundelegung des entsprechenden Konzepts des Wissenschaftsministeriums in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium (bis zu 50 Gäste in geschlossenen Räumen, bis zu 100 Gäste im Freien) möglich ist. Und, falls das funktionieren sollte, auch relativ zeitnahe eine mengenmäßige Erweiterung folgen kann. Ist das für Sie ein erkennbarer Schritt in die richtige Richtung oder hätten Sie sich mehr gewünscht?
Guido Glöckler:
Die aktuellen Lockerungen zum 26.5. sind sicherlich ein erstes Zeichen zur möglichen Wiederaufnahme des Veranstaltungsbetriebes. Aber noch nicht mehr. Ein wirtschaftlich sinnvolles Arbeiten ist für uns als Veranstalter erst ab einer deutlich höheren Besucherzahl möglich. Ein Nahziel sollte aus unserer Sicht sein, schnellstmöglich eine zugelassene Obergrenze von 1000 Besuchern im nächsten Zwischenschritt der Lockerungen anzustreben.
Wolfgang Friedrich - Konzertagentur Friedrich
ART. 5|III:
Der Shutdown dauert noch schon etliche Wochen und noch ist kein Ende abzusehen. Wie groß ist der Frust mittlerweile bei Ihnen?
Wolfgang Friedrich:
Riesengroß und leider ist keine Besserung in Sicht. Die ganze Branche fühlt sich überflüssig und ausgeschlossen. Es ist vergleichbar mit: „Unschuldig im Gefängnis sitzen“.
ART. 5|III:
Auch wenn man als Veranstalter Termine verschieben kann, wird das doch sicherlich wirtschaftlich zu einer extremen Strapaze, oder nicht? Gibt es denn ausreichend Hilfe von staatlicher Seite? Und was ist denn eigentlich aus dieser Gesetzesinitiative „Gutschein“ geworden? Schnell begonnen und jetzt?
Wolfgang Friedrich:
Verschieben oder absagen: Es kommen erst einmal keinerlei Gelder in das Unternehmen. Das geht jetzt schon fast 10 Wochen so und wird wohl noch Monate so weitergehen. Das können wir sicher ein paar Monate überbrücken, lange darf es aber nicht gehen. Ein Überleben ist nur mit staatlicher Hilfe möglich (hier laufen Gespräche). Die „Gutschein-Lösung“ wird für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Wir hoffen sehr, dass Kartenkäufer ihre Tickets für die Nachholtermine nutzen.
ART. 5|III:
Ist der „Veranstaltungsgemeinde“ in diesen Zeiten näher zusammengerückt? Gibt es eine feststellbare Allianz aus Veranstaltern, Lokationen und auch Konzertbesuchern, die alle ihren Teil dazu beitragen damit in Zukunft wieder tolle Konzerte und Veranstaltungen stattfinden können?
Wolfgang Friedrich:
Jeder muss zuerst seine Hausaufgaben machen. Aber ja, wir tauschen uns regelmäßig mit Kollegen, Künstlern, Hallen, Clubs usw. aus (wir sitzen ja in einem Boot). Auch verunsicherte Besucher zeigen sich besorgt und sprechen uns Mut zu.
ART. 5|III:
Haben Sie Ausweichstrategien entwickelt, beispielsweise Streaming, um einerseits den Kontakt zu Ihrem Publikum nicht abreißen zu lassen und andererseits dem Künstler die Möglichkeit zu geben sich zu präsentieren?
Wolfgang Friedrich:
Unsere Künstler nutzen für sich alle Möglichkeiten – es ist und bleibt aber „brotlose Kunst“.
ART. 5|III:
Können Sie uns Hoffnung machen, dass wir heuer noch den ein oder anderen Künstler auf der Bühne sehen werden ohne dabei nicht zuhause vor dem PC oder TV sitzen?
Wolfgang Friedrich:
Nein! Es wäre natürlich toll, wenn es trotzdem klappt.
ART. 5|III:
Am 26. Mai sind ja wieder einige Lockerungen, insbesondere im kulturellen Bereich, angekündigt worden. Beispielsweise dass ab 15. Juni 2020 die Wiederaufnahme des Theater-, Konzert-, und weiteren kulturellen Veranstaltungsbetriebs unter Zugrundelegung des entsprechenden Konzepts des Wissenschaftsministeriums in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium (bis zu 50 Gäste in geschlossenen Räumen, bis zu 100 Gäste im Freien) möglich ist. Und, falls das funktionieren sollte, auch relativ zeitnahe eine mengenmäßige Erweiterung folgen kann. Ist das für Sie ein erkennbarer Schritt in die richtige Richtung oder hätten Sie sich mehr gewünscht?
Wolfgang Friedrich:
Mit dieser „ersten Lockerung“ können wir gar nichts anfangen! Auf die angekündigte „zeitnahe Erweiterung“ werden wir wieder ewig warten müssen. Wir benötigen Planungssicherheit. Wir sind im Herbst 2020 mit sehr vielen Veranstaltungen schon gut im Vorverkauf, da hilft es uns nicht, wenn statt 50 Personen dann 100 Personen kommen dürfen. So wird es nicht funktionieren!