Anne-Sophie Mutter macht Jean Sibelius
Skandinavische Jubilare in der Meistersingerhalle
veröffentlicht am 26.11.2014 | Lesezeit: ca. 3 Min.
Jahrestage und Jubiläen bieten Gelegenheit, bislang womöglich eher Vernachlässigtem zu gebührender Aufmerksamkeit zu verhelfen. Jean Sibelius, im Dezember 1865 im südfinnischen Hämeenlinna geboren, hat es bei uns, anders als etwa in England, durchaus nötig. Allerdings nicht sein Violinkonzert, das oft gespielt wird und zu den ganz Großen der Gattung gehört. Anders aber als die anderen drei häufigen Probespielpflichtproben, also op. 61 (Beethoven), op. 77 (Brahms), op. 35 (Tschaikowsky) und anders auch als die bisweilen geforderte Köchelverzeichnisnummer 218 steht das Violinkonzert von Sibelius (op. 47) nicht in D-Dur, sondern in d-moll. Vor einer Dekade spielte Mutter den dunkel eingefärbten, schwerblütig melancholischen Ohrwurm mit der Staatskapelle Dresden unter André Pervin für die Deutsche Grammophon Gesellschaft ein. Im Januar ist sie jetzt mit dem hochvirtuosen Opus – es sind gerade die technisch immens anspruchsvollen Werke, die die brillante Mutter gern aufs Programm setzt und die ihr auf den Leib geschneidert scheinen – in der Meistersingerhalle Nürnberg zu Gast.
So populär Sibelius‘ Violinkonzert ist, so selten kommen die Werke des Dänen Carl Nielsen, abgesehen einmal von seiner Vierten Sinfonie (mit dem Beinamen „Das Unauslöschliche“) und vielleicht dem Flötenkonzert, zur Aufführung. Zumindest hierzulande. Vielleicht wird ja der Hundertfünfzigste des 1931 in Kopenhagen gestorben und im Juni 1865 auf Fünen geborenen Nielsen ihn bekannter machen. Die Ouvertüre zu dessen Oper „Maskerade“ wird den Konzertabend eröffnen, Brahms‘ im Klarinetten- und Cello-Melos schwelgende Erste Symphonie beenden. Am Pult des Dänischen Nationalen Symphonieorchesters steht Cristian Macelaru.
Vor allem auf dem nordamerikanischen Kontinent feiert der, gebürtig aus Rumänien stammende, Dirigent Erfolge, beispielsweise mit den Symphonieorchestern von Toronto, Chicago und Philadelphia. Mit letzterem verbindet Macelaru bereits eine enge Zusammenarbeit. Im Februar wird er sein Debüt in der Carnegie Hall geben. Mit Mutter, mit Sibelius, mit dem mehr als soliden Klangkörper aus Kopenhagen. Doch werden die Dänen dann nicht mit Nielsens „Maskerade“-Ouvertüre aufspielen, sondern mit dessen Opus 29, mithin der bereits angeführten Vierten, „Das Unauslöschliche“ genannt. Es wäre fein, wenn sich die Kompositionen der skandinavischen Jubilare Sibelius und Nielsen nach dem Jubeljahr unauslöschlich in Ohr und Gedächtnis auch des zentraleuropäischen Publikums eingebrannt hätten.
Anne-Sophie Mutter und das Danish National Symphony Orchestra am 28. Januar 2015, 20.00 Uhr in der Meistersingerhalle Nürnberg.
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