Im Zentrum des Konzertes vom Samstag, den 21. Oktober um 19 Uhr im Kiliansdom, steht der namensgebende Zyklus von Hugo Distlers „Totentanz“. Es handelt sich um eine Komposition aus dem Jahr 1934, bestehend aus 14 Spruchmotetten über mystische Texte von Angelus Silesius: Der personalisierte Tod fordert hier verschiedene Vertreter der Menschheit „zum letzten Tanz“ und zum Resümée über deren Leben.
Doch das Konzert bleibt nicht bei dem Thema Tod stehen, sondern stellen es inhaltlich in den Kontext von Leben und Vollendung. Umrahmt wird das Stück von spätromantischen Werken über das Leben von Hugo Wolf und Max Reger in seinem Jubiläumsjahr. Den Abschluss des Konzertes bilden Stücke von Heinrich Schütz, die den hoffnungsfrohen Blick auf das ewige Leben richten. Das Programm bildet eine Art „kleine Geschichte der Menschheit“ ab, mit allem was uns bewegt, an Freud, an Leid, an Angst, Trauer aber auch an Hoffnung und Zuversicht.
Wir erleben uns gerade angesichts der sich überlappenden Krisen in einer gewissen Polarität, in der die Zukunft ein wenig ungewisser, vielleicht sorgenvoller scheint. Gleichzeitig dürfen wir uns dankbar schätzen und erkennen, dass wir in einer Zeit niemals so lange dagewesenen Friedens und Wohlstands leben dürfen.
Vielleicht stimmt es, dass die Krisen der Zeit die Spannung zwischen Leben und Tod wieder mehr ins Bewusstsein rücken. Aber vielleicht ist es gerade deshalb auch wichtig, diese Auseinandersetzung nicht zu verdrängen und zu scheuen, sondern uns zu konfrontieren mit den existenziellen Fragen und Aufgaben des Lebens: so wirft das Konzert gesellschaftskritische, moralische und natürlich auch religiöse Fragen auf und lädt ein zu einer Auseinandersetzung mit unserer persönlichen Einstellung zum Leben: was sollte uns in der uns geschenkten Zeit im Leben wirklich wichtig sein, wenn uns der Tod doch so gleich im Schicksal macht?
So mag die Allegorie des Totentanzes (oder wie es französisch heißt: danse macabre) auf den ersten Blick wortwörtlich etwas makaber wirken. Domkapellmeister Alexander Rüth nähert sich dem Thema mit mehreren Annährungsansätzen: „zum einen die Botschaft, die auch Distler in den Vordergrund stellt: wie wir uns auch mühen, so teilen wir Menschen doch alle das gleiche Schicksal am Ende. Vielleicht steckt darin die Einladung, uns nicht ganz so wichtig zu nehmen, um loslassen, freiwerden zu können – so wie im Tanz?! Zum anderen hat dieser euphemistisch-widersprüchliche Ausdruck des Totentanzes doch fast etwas friedliches und versöhnliches: Die Vorstellung, dass die Seele „tanzend“ von dieser Welt in ein ganz anderes Leben hinübergeht, finde ich persönlich beruhigend-faszinierend.“
Letztendlich bietet Distler in seinem Totentanz eine sehr ungewöhnliche, inspirierende Personifikation des Todes: eine, die zum Tanz und nicht zum Feldzug einlädt, die die Hand hinreicht aber nicht die Waffe ausstreckt, die zur moralischen Reflexion einlädt aber nicht unerbittlich abrechnet, und die am Ende sagt: „Ich pfeif euch zum Frieden, ich pfeif euch zur Qual, ich pfeif euch in Gottes ewigen Saal“ ... „
Das Publikum erwartet also insgesamt ein musikalisch, stilistisch und inhaltlich sehr abwechslungsreiches Konzert unterschiedlicher Akteure: Die Dommusik freut sich außerordentlich darüber, dass sie für die Sprechrolle des Todes den prominenten Tatort-Schauspieler Miroslav Nemec (Tatort München) gewinnen konnte, der selbst Musik studiert hat, und der mit seinem ausdrucksstarken Charakter zusammen mit seinem Würzburger Schauspielkollegen Martin Maria Eschenbach (bekannt aus Vorne ist verdammt weit weg, Freiwild. Ein Würzburg-Krimi, Der Seewolf, Positive Sinking) die Sprechrollen übernimmt.
Prof. Stefan Albers (Musikhochschule Würzburg) ist als Flötensolist zu hören, Domorganist Stefan Schmidt, sowie Silas Bischoff (Laute), Thomas Fields (Gambe) und Fran Petrac (Violone) begleiten den Chor. Es singt der Kammerchor am Würzburg Dom, Gewinner des Internationalen Chorwettbewerbes auf Malta sowie des internationalen Franz-Schubert-Chorwettbewerbs in Wien. der zuletzt vor allem mit Uraufführungen und Wiederaufführungen in Erscheinung getreten ist unter der Leitung von Domkapellmeister Alexander Rüth.